Alles rund um die Verwendung und Einstellung des ISO
(Lichtempfindlichkeit des Sensors)
In den Einstellungen einer Digitalkamera findet sich eine Vielzahl von Menüpunkten. Einer
davon gibt dem Fotografen die Möglichkeit im manuellen Modus der Kamera die Lichtem-
pfindlichkeit des Sensors zu bestimmen. Wozu das gut ist, wie Bildrauschen entsteht und
warum es sinnvoll ist, den richtigen Umgang mit den „ISO’s“ zu lernen, lesen Sie hier.
Wissen Sie noch, wie es früher war? Fotografie vor der Zeit der Digitalkameras? Vor jedem
Urlaub dasselbe: Vier Farbfilme à 36 Bilder, aber welche ISO muss der Film haben? 400 für
Sonnenschein und 100 für Wolken oder doch andersherum? Bei der Digitalkamera geschieht
die Wahl der passenden Empfindlichkeit zum Glück automatisch. Die Bedienung ist denkbar
einfach geworden und wichtige Einstellungsentscheidungen trifft die Kamera im Hintergrund,
ohne dass der Nutzer dies merkt.
Was ist ISO eigentlich?
ISO steht für International Organisation for Standardisation und ist eine internationale Norm.
In der Fotografie wird die Lichtempfindlichkeit des Aufnahmemediums (Film oder Sensor)
mit einem ISO-Wert angegeben. Gängig sind ISO-Werte von 50 bis 1600, wobei ein kleiner
Wert für geringe Lichtempfindlichkeit ein großer Wert für höhere Lichtempfindlichkeit steht.
Von ISO 50 verdoppelt sich die Lichtem-pfindlichkeit jeweils von einer zur nächsten
Belichtungsstufe: ISO 100 ist doppelt so lichtempfindlich wie ISO 50 und ISO 200 doppelt so
empfindlich wie ISO 100. Es folgen noch ISO 400, ISO 800 und ISO 1600. Die Erhöhung der
ISO um eine Belichtungsstufe, zum Beispiel von ISO 400 auf ISO 800, hat den gleichen Effekt
wie wenn der Fotograf um eine Belichtungsstufe länger belichtet, beispielsweise die Verschluss-
zeit von 1/125 Sekunde auf 1/60 Sekunde verlängert. Das Aufnahmemedium kann bei höherer
ISO in kürzerer Zeit die gleiche Menge Licht aufnehmen. So kann der Fotograf mit einem hohen
ISO-Wert eine kürzere Verschlusszeit als mit einem niedrigen ISO-Wert realisieren.
Aber die gewonnene Belichtungsstufe kann auch in eine höhere Blende und damit mehr
Schärfentiefe investiert werden. Der Fotograf muss entscheiden, was für die Aufnahme ent-
scheidender ist. Sportfotos in der Turnhalle etwa entstehen häufig bei sehr hoher ISO
(ISO 800 oder ISO 1600), da das Licht in der Halle schwach ist, scharfe Sportfotos aber eine
sehr kurze Verschlusszeit verlangen.
Hohe ISO hat einen Nachteil
Situationen, in denen das Licht schwach ist, sind für die Digitalkamera die schwersten.
Das wenige vorhandene Licht muss der Kamera für ein gut belichtetes Foto ausreichen.
Ein lange Verschlusszeit könnte das wenige Licht sammeln, ist aber in der Praxis nicht
sinnvoll – das Bild würde je nach Verschlusszeit schnell verwackeln. Die Kamera muss
versuchen die Verschlusszeit so kurz zu halten, dass noch bequem aus der Hand
fotografiert werden kann. Ist zu wenig Licht vorhanden, wird eine höhere ISO gewählt.
Während ein anderer ISO-Wert in der analogen Fotografie mit einem Filmwechsel realisiert
wird, bleibt bei der Digitalkamera der Sensor natürlich eingebaut.
Lediglich das Bild, das der Sensor aufzeichnet, wird digital verstärkt. Bei diesem Prozess
werden aber leider auch Störungen verstärkt, die im Bildsensor und jedem anderen
elektronischen Bauteil mehr oder weniger auftreten. Diese Störungen machen das Foto
grobkörnig und mindern die Qualität. In der Digitalfotografie ist dieses Phänomen
als Bildrauschen ein fester Begriff. Ein höherer ISO-Wert produziert mehr Bildrauschen
als ein geringerer Wert.
Wie stark ein Sensor Rauschen im Bild produziert, wird maßgeblich von der Baugröße und
der Bauart (CCD oder CMOS) bestimmt. Kleinere Sensoren rauschen in der Regel stärker als
größere Sensoren mit gleicher Auflösung. Das ist auch der Grund warum digitale Spiegel-
reflexkameras ein geringeres Bildrauschen aufweisen als digitale Kompaktkameras.
Der Sensor einer Kompaktkamera ist um ein Vielfaches kleiner, bietet aber dennoch ähnlich
hohe Auflösung. Die hohe Anzahl an Pixeln muss im Vergleich zur Spiegelreflexkamera
auf weniger Fläche untergebracht werden, so ist die Versorgung der einzelnen Pixel mit
ausreichend Licht erschwert. Zu wenig Licht führt zu einem schwachen Signal
vom Bildsensor, dieses muss verstärkt werden und die Verstärkung bringt Rauschen ins Bild.
Wann ISO manuell wählen?
Eine Erhöhung des ISO-Wertes ist das letzte Hilfsmittel, wenn das Licht für kurze Verschluss-
zeiten oder mehr Tiefenschärfe nicht mehr ausreicht. Dann ist der Digitalfotograf froh über
ein oder zwei Belichtungsstufen, die höhere ISO-Werte noch ermöglichen. Das zusätzliche
Bildrauschen, das dabei entsteht, ist nur ein Problem, wenn Fotos später vergrößert
(Formate wie 13 x 18 oder 20 x 30 Zentimeter) gedruckt werden sollen. Für die Vorführung
am heimischen TV oder PC oder für den Druck im Format 10 x 15 Zentimeter stört selbst
grobes Bildrauschen nicht. Wenn Fotos Verwacklungsunschärfen zeigen, könnte ein
manuell höher eingestellter ISO-Wert Abhilfe schaffen.
Die Möglichkeit die ISO von Aufnahme zu Aufnahme verändern zu können, ist ein sehr großer
Vorteil der digitalen gegenüber der analogen Fotografie. Neben Blende und Verschlusszeit
steht dem Fotografen mit der frei wählbaren Lichtempfindlichkeit eine dritte wichtige Variable
für die Aufnahme zur Verfügung. Wer diese drei Werkzeuge der Digitalfotografie auf die
richtige Art miteinander zu verbinden weiß, hat große Chancen auf bessere Fotos.